15.-23.07.2023
Werner-Ott-Open
„Nicht einmal 50 Prozent, aber rund 50 Punkte minus.“
Ein Bericht von Dr. Herbert Mayer
Als Einzelkämpfer nahm ich für Rotation am Kreuzberger Werner-Ott-Open teil. Dem Logo meines früheren Vereins machte ich alle Ehre und erzielte ein „000“ in den ersten drei Runden. Die Audi-Ringe schaffte ich glücklicherweise nicht.
Wie so oft, gehörte ich in der Startringliste zu den vorderen Plätzen der zweiten Hälfte, erhielt unter den 76 Teilnehmern die Nummer 40. Ich spielte daher in Runde 1 an Brett 2 gegen FM Dirk Paulsen, die Partie wurde vom rührigen Veranstalter live übertragen. Die Partie und alle Turnierrunden kommentierte Paulsen anschließend in seinen Youtube-Analysen.
In den Runden 2 und 3, den „Kinder-Runden“, hatte ich den 12jährigen A. Seth und den 10jährigen A. Hoppe als Gegner. Gegen beide hatte ich im letzten Halbjahr bereits gespielt und gewonnen. Doch nun – zwei Niederlagen. In beiden Partien wurden (leichte) Fehler hart bestraft.
Es ging dann immerhin mit 2,5 Punkten aus den Partien 3 bis 5 weiter. Dennoch waren der ELO- und DWZ-Verlust zu diesem Zeitpunkt schon enorm (um die 40 Punkte).
Runde 7 sah ich als eine Art Schicksalsrunde, bei einem Sieg wäre ich punktemäßig in etwa auf meinem Startlistenplatz gelandet. Aber es kam der Paukenschlag: In der Eröffnung verwechselte ich die Zugfolge, stellte eine Figur ein und bekam dennoch die klar bessere Stellung. Die Online-Schachanalyse ergab zunächst 3,3 Plus zu meinen Gunsten. Doch ein dann übersehenes Schach mit Todesfolge wendete das Blatt nun vollends gegen mich und das Analyse-Programm errechnete ein Minus von 4,7.
Mit Mühe und Not folgte dann ein Sieg in Runde 8 und in Runde 9 hatte ich „Würfel“-Glück. Nachdem ich ein Remisangebot meines Gegners abgelehnt hatte, verlor ich kurz danach eine Figur und erhielt - unerwartet - ein erneutes Remisangebot, das ich annahm.
In der Ergebnisliste landete ich mit 4,0 erspielten Punkten letztendlich auf Platz 49. Ich konnte nicht einmal 50 % der möglichen Punkte erzielen. Bei DWZ und ELO jedoch musste ich jeweils einen Verlust in Höhe von etwa 50 Punkten in Kauf nehmen. Hier endet dann mein „Leidens“-Weg.
An der Tabellenspitze gab es mit manchen Überraschungen im gesamten Turnierverlauf einen spannenden Kampf, der an den ersten vier Brettern live auf der Turnierseite, bei Chessbase oder bei Lichess für jedermann zu verfolgen war. Der Turnierfavorit, der einzige IM, Martin Brüdigam, hatte sich frühzeitig aus dem Rennen um den Turniersieg genommen und wurde am Ende nur 9. Bis zur Schlussrunde - mit 7 Punkten aus 8 Partien - sah es so aus, als ob Felix Nötzel (SF Berlin) das Turnier zum zweiten Mal gewinnen würde. Doch er verlor die letzte Partie gegen Vorjahrssieger Aaron Matthes (SC Kreuzberg), wodurch er nur Zweiter und sein Bezwinger Dritter wurde. Den Turniersieg sicherte sich damit letztendlich der Potsdamer Peter Zackrisson, der im Turnierverlauf öfter an Brett 1 zu sehen war, mit 7,5 Punkten.
Alle Details mit Rundenergebnissen, Tabellen und Kommentaren sind auf der Homepage von Kreuzberg abrufbar:
https://www.schachclubkreuzberg.de/werner-ott-open-kreuzberger-sommer-2023
Auch ein Großteil der Partien - zumindest immer die ersten 20 Bretter - wurden von Andreas Lange, dem Autor der Berlin-Base, eingegeben und können von der Homepge des SC Kreuzberg heruntergeladen werden.
Das Turnier verlief in angenehmer, entspannter Atmosphäre. Versorgung und Turnierleitung funktionierten in bewährter Weise. Insgesamt wieder ein sehr empfehlenswertes Turnier mit guten Spielbedingungen.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass gleichzeitig bzw. im Vorfeld zwei gut besuchte Turniere für den Nachwuchs stattfanden: für Jugendliche das „1.U25-Elo-Youngster“-Turnier sowie für Kinder zum siebentenmal das „Kreuzberger Kinder-Sommer-Turnier“.
Vielleicht bin ich im nächsten Jahr nicht mehr der einzige Spieler von Rotation?